Planung beginnt im Kopf: Fähigkeiten für gelingendes Handeln

Über das Können hinaus wird niemand verpflichtet“. (Inpossibilium nulla obligatio est. Ultra posse nemo obligatur)“. Celsus[2]


Befähigung impliziert, dass Menschen über Anlagen zur Bewältigung von Aufgaben und Problemen verfügen. Doch erst zusätzliche Anforderungskonstellationen bringen Menschen dazu, diese Anlagen zu auszubilden und fortzuentwickeln.

Zu den kognitiven Fähigkeiten, zählen zum Beispiel Wahrnehmen und Erkennen, Denken und Problemlösen, vorausschauende geistige Vorwegnahme von Widerständen, flexibles Agieren und sinnvolle Handlungskoordination. Es handelt sich um intrapsychische Fähigkeiten. Sie äußern sich in erfahrbaren Handlungen, sind dauerhaft und können weiterentwickelt werden.

Wenn Planerstellung mentale Vorwegnahme und den Entwurf von geordneten Teilschritten bedeutet und wenn mit der Planerstellung Probleme gelöst und zukünftige Handlungen koordiniert werden sollen, dann setzt dies eben jene Fähigkeiten entscheidend.

Die folgenden Gedanken nehmen diese Fähigkeiten, fokussiert auf Planerstellung und koordinierte Handlungsabfolgen, in den Blick.

Basisfähigkeiten

Abfolge von Teilschritten erkennen können
Hat jemand vor, einen Kuchen zu backen, ist eine bestimmte Reihenfolge zielführend. Will aber jemand duschen und sich die Haare waschen, so ist die Reihenfolge nicht erheblich. Hier geht es darum, mehrere Teilschritte in einer entsprechenden zeitlichen Abfolge sequenziell zu erfassen. Gute Planung nötigt dem Planenden ab, dass er zeitliche Abfolgen erkennt.

Voraussetzungen und Randbedingungen wahrnehmen und berücksichtigen
Ebenso hat der Planende zeitliche, materielle und personenbezogene Randbedingungen seiner Planung zu berücksichtigen. Beabsichtige ich, einen Espresso in einer Cafébar zu trinken, dann sind die geltenden Öffnungszeiten eine zeitliche Voraussetzung. Was dieser Espresso mich kosten wird, zählt zu den materiellen Voraussetzungen. Notwendiges Vorwissen, was zum Beispiel der Unterschied zwischen einem Espresso und einem Espresso Macchiato ist und dass ich die Öffnungszeiten der Bar kenne, zählen zu den personenbezogenen Randbedingungen.

Das große Ganze des Plans in Teilstücke/Zwischenziele gliedern können
Eine zielführende Planerstellung, gliedert den Gesamtplan in Teilpläne und staffelt diese in zeitliche Abfolgen. Diese Teilpläne werden als Zwischenziele auf dem Weg zum angestrebten Gesamtziel aufgefasst. Will jemand von Stuttgart nach Frankfurt mit der Bahn fahren, dann sehen diese Zwischenziele vielleicht so aus: Von der Wohnung zum Bahnhof gelangen, eine Fahrkarte kaufen, das richtige Gleis finden, in den Zug einsteigen, Sitzplatz einnehmen, in Frankfurt aussteigen.

Alternativenverfügbarkeit prüfen können
Sollte die Bahnstrecke aber gesperrt sein, dann ist zumindest eine Alternative zu haben hilfreich. Alternativen zu bedenken, eröffnet während der Planung weitere Möglichkeiten. Ein Alternative in dem Reisevorhaben könnte sein, zu einem anderen Zeitpunkt zu fahren, das Auto zu nehmen, zu fliegen. Denn geht etwas schief bei der Ausführung oder lässt sich etwas nicht umsetzen, ermöglichen diese Alternativen eine sinnvolle Korrektur.

Das Maß der Planerstellung – Unplanbares nicht planen wollen
Um nicht Unplanbares zu planen, ist es sinnvoll, die Planerstellung auf ihre Angemessenheit und Plausibilität hin zu überprüfen. Das kann bedeuten, mit der Planung zum richtigen Zeitpunkt auch aufzuhören (adäquates Stopp-Kriterium). Um nach Frankfurt zu kommen, ist es nicht sinnvoll, alles bis auf die unterste Ebene herunterzubrechen. So ist es nicht entscheidend, zu planen, an welchem der vielen Fahrkartenautomaten im Stuttgarter Hauptbahnhof eine Fahrkarte gekauft wird.

Umsetzung von Plänen
Die erfolgreiche Verwirklichung eines Planes hängt im Wesentlichen von der Umsetzung der im Plan festgelegten Abläufe ab.

Planungen und deren Ausführung überprüfen: Planüberwachung
Die Übereinstimmung von Planung und Planungsausführung gilt es fortlaufend im Auge zu behalten. Mit einer wachen und zugleich empfänglichen Haltung lassen sich Planausführungen auf Ist- Soll Abweichungen hin überprüfen.
Im Falle einer solchen Abweichung – sollten keine Alternativen bedacht und vorgesehen sein – kann über eine entsprechende Fehlerbewertung der Plan angepasst, revidiert oder verworfen werden. Die Planumsetzung ist laufend dahingehend zu prüfen, ob die gewünschten Effekte eingetreten sind oder nicht.

Mangelerscheinungen erkennen
„Alle Fehler verlieren an Kraft, wenn sie offen zu Tage treten“. Seneca[3]
Fehler, Versehen oder Irrtümer, die immer auftreten können, lassen sich mit umsichtiger Reflexion erkennen. Oftmals gilt es dann, in einem aufwendigeren Verfahren die Quellen und Urheber der Mängel ausfindig zu machen. Sind diese ermittelt, kann bestimmt werden, was sich der Ausführung eines Plans in den Weg stellt oder ihn verunmöglicht. Auf dieser Prüfung aufsetzend kann der Plan berichtigt, revidiert werden (revidere: wieder hinsehen, nochmals ansehen) oder – je nach Schwere der Problematik – aufgegeben werden.

Planrevisionen
Einen Plan nochmals hervorzuholen und zu prüfen (Planrevision) ist immer dann zweckmäßig, wenn es bei der Planausführung Probleme gibt. Vielleicht müssen dann Bestandteile und Details innerhalb des Gesamtplans ersetzt werden (innerhalb einer Ebene). Vielleicht müssen Teilstücke des Plans auf unterschiedlichen Hierarchieebenen die Ebene wechseln (zwischen den Ebenen), um auf Probleme adäquat reagieren zu können.

Planverwerfung
Wenn ein Plan nicht umsetzbar ist, kann das auch heißen, sich von ihm verabschieden. Selbst Planrevisionen können nicht immer einen Plan retten. Wenn ich, um nach Frankfurt zu kommen, den Zug verpasst habe, kann ich mit einem späteren Zug fahren. Wenn ich aber dadurch einen festgesetzten Termin verpassen werde, ist der übergeordnete Plan, in Frankfurt zu einem festgesetzten Zeitpunkt bspw. eine Präsentation zu halten, nicht mehr rettbar. Der Teilplan, pünktlich in Frankfurt zu sein, wie auch der darüberliegende Plan, eine Präsentation zu halten: beides kann verworfen werden.

Jede Planung ist Vorgriff auf Zukünftiges. Sinnvolle Planung verlangt, mögliche Handlungsschritte im zeitlichen Nacheinander festzulegen. Die gedachte Vorwegnahme von Handlungsschritten und Ereignissen, dieses experimentelle Probehandeln setzt Fähigkeiten voraus wie: Abfolgen erkennen, Randbedingungen berücksichtigen, Zwischenziele bilden, Alternativen auf ihre Verfügbarkeit hin prüfen, angemessene Auflösungsgrade berücksichtigen. Für die Planumsetzung sind darüber hinaus Kompetenzen wie stete Planüberwachung, Fehleranalyse, Planrevision, Planverwerfung wichtig.

©Dr. Armin Kutscher, 2025

Quellen:

[1] Angelehnt an: Funke, Joachim u. Glodowski, Anne-Simone, Planen und Problemlösen: Überlegungen zur neuropsychologischen Diagnostik von Basiskompetenzen beim Planen, in: Zeitschrift für Neuropsychologie, 1990, Heft 2, Seiten 139-148. [2] Vermutlich Celsus + 130 Chr. Digesta Iustiniani: De diversis regulis iuris antiqui. Dig. 50.17.185. Celsus libro octavo digestorum http://www.thelatinlibrary.com/justinian/digest50.shtml. Vgl. auch THOMAS, STh. II-II, qu. 89, art. 7 resp.: si autem est talis res, quae in eius potestate non fuit, deest juramento discretionis judicium. [3] Lucius Annaeus Seneca (+ 65 n. Chr.) Briefe an Lucilius, Epistulae morales ad Lucilium 1-69. Liber VI., 56,8; übersetzt und eingeleitet von Manfred Rosenbach, Darmstadt, WBG 20112.

Abb. F. Romey.
 

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