Was Gesellschaft zusammenhält ...von Menschen und Wölfen 

„Homo homini lupus (Der Mensch ist des Menschen Wolf); wer hat nach allen Erfahrungen des Lebens und der Geschichte den Mut, diesen Satz zu bestreiten? (Freud, S., 1930) 

Solidarität: die Bereitschaft, sich für das Wohlergehen von Schwächeren einzusetzen. 

Eine zunehmende Entsolidarisierung wird in der gesellschaftlichen Mitte registriert. Deren Wahrnehmung bestimmen die Attribute „vereist“, „enthemmt“, „rücksichtslos-roh“ oder „entsichert“ näher. 

Vergangene wie gegenwärtige Krisen lösen in hat wenigen Menschen diffuse Ängste aus.II 

Diese beschreibt S. Freud „…frei flottierende, allgemeine Ängstlichkeit, bereit, sich vorübergehend mit jeder neu auftauchenden Möglichkeit zu…“ (Freud, S., 1940).III 

Was sich da zusammenkomponiert zu einem unscharfen Wimmelbild diffuser Ängste, lässt sich erahnen: Zeit, die wir erleben, weitet die entsicherten Felder der Unklarheit und Mehrdeutigkeit, der Unverständlichkeit und Unüberschaubarkeit immer unnachgiebiger aus (Bauman, 2006, Seite 5).IV 

Die draus wabernde Angst (Bauman: liquid fear) vermischt nun einerseits die Sorge um den eigenen wirtschaftlichen und sozialen Status mit andererseits der Besorgnis bspw. vor einem Zusammenbruch der geopolitischen friedlichen Weltordnung. 

Deutschen wird nachgesagt, dass sie an Ängsten und der Sorge vor (negativer) Veränderung stark leiden – German Angst. (Feltes, 2019, Seite 3, Bode, 2006).V 

Auch wenn Menschen (noch) nicht persönlich von dieser Angst direkt umgetrieben werden, so erleben sie doch dies alles als Bedrohung für eine funktionierende Gesellschaft - und damit, nicht zuletzt, für den eigenen Wohlstand. 

Denn „Erwerbstätigkeit [bietet] zunehmend weniger Menschen Sicherheit, Status und Prestige sowie die Möglichkeit einer kontinuierlichen Lebensplanung…“, weshalb „…die kollektive Angst vor dem sozialen Abstieg allgegenwärtig zu sein (scheint)“. (Nachtwey, 2016, Seite 121 und Seite 7).VI 

Sehen Menschen die wohlstandssichernde gesellschaftliche Ordnung als bedroht, sind sie bald bereit den Gedanken, alle Menschen seien gleichwertig, aufzugeben. Solidarität wird aufgekündigt. Die Folge ist ein Anstieg gruppenbezogener Menschenfeindlichkeit. Diese legitimiert die Ungleichwertigkeit zwischen Gruppen, indem sie diese diskreditiert und diskriminiert. Andererseits hält sie Gruppenunterschiede aufrecht und zementiert stereotype Wahrnehmungen und Vorurteile. 

Das wiederum stiftet nicht nur einen zweifelhaften Selbstwert und eine bedenkliche Identität, sondern beschickt die Auseinandersetzung mit Narrativen und (unlogischen) Argumenten, um Privilegien abzusichern und Ausgrenzungen zu legitimieren. So können "kognitive Geizkrägen“ das „Wir-Gefühl“ zu einfach stärken und die eigene Gruppe unüberlegt aufwerten (Küpper/Zick, 2015).VII 

Wer sich bedroht fühlt, wertet andere ab, um sich besser zu fühlen. Nicht zuletzt zeigt sich das an nekrophilen Erscheinungen wie Antisemitismus, Islamfeindlichkeit, Fremdenfeindlichkeit, Frauenfeindlichkeit, Etabliertenvorrechte, Sexismus und Homophobie. 

„Homo homini lupus (Der Mensch ist des Menschen Wolf); wer hat nach allen Erfahrungen des Lebens und der Geschichte den Mut, diesen Satz zu bestreiten?“ 

Es gehört Courage dazu, der Einschätzung S. Freuds beizupflichten oder aber ihr zu widersprechen. Beides hat Folgen.

Abb. www.pixabay.com - gemeinfrei 

 

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